Chronik Nauders

Nauders liegt knapp nördlich der Passhöhe des Reschenpasses an der alten Handelsstraße über die Alpen, die die Handelsmetropolen Venedig und Augsburg verband.

Die Anfänge des Ortes gehen in die vorrömische Zeit zurück. Der Ursprung des Namens Nauders entspringt einer noch weitgehend verborgenen vorrömischen keltisch- illyrischen Sprachschicht. Die erste schriftliche Erwähnung des lateinischen Namens für Nauders „Inutrium“ finden wir in der römischen Straßenkarte des Claudius Ptolemäus, die um 140 n. Chr. entstand. Die Römer bauten kurz nach der Eroberung der Alpenländer die erste Heerstraße über den Reschen, die Via Claudia Augusta. Teilstücke dieser Straße sind nördlich und südlich des Dorfes aufgefunden worden.

Der Ort wurde um 450 n. Chr. von St. Valentin, Bischof von Passau und Apostel Rätiens, christianisiert. An den hl. Valentin erinnert die große Linde an der Pfarrkirche. Hier soll Bischof Valentin unter dem heidnischen Dorfheiligtum das Christentum gepredigt haben.

Seit dem 10. Jahrhundert ist Nauders Sitz eines Gerichtes der alten Grafschaft Vinschgau. Schloss Naudersberg, am Südrand des Dorfes auf einem wenig geschützten Hügel wahrscheinlich um 1300 erbaut, war seit seinen Anfängen Sitz des Gerichtes und blieb es bis 1919. Das Wappen der Gemeinde Nauders geht auf die Herren von Nauders zurück, die eine steigende Forelle mit einer Goldkugel im Wappenschild führten. Schloss Naudersberg und das Dorf Nauders wurden während der Engadinerkriege 1499 zerstört. Kaiser Maximilian verfügte den sofortigen Wiederaufbau der Burganlage. Aus dem 16. Jahrhundert stammt der heutige Bauzustand der alten Gerichtsburg.

Nauders ist ein typisches rätoromanisches Haufendorf. Die enge Bauweise mit engen, winkeligen Gassen und Dorfplätzen mit Brunnen prägt heute noch das Dorfbild. Die wuchtigen, breiten, steingemauerten Häuser mit großen Torbogen, erkerartig vorspringenden Backöfen, die Scheunen aus massiven Baumstämmen errichtet, mussten vielfach neuen Häusern weichen. Typisch rätoromanisch sind die geschaffelten Dorfbrunnen auf den Dorfplätzen.

Im Dorfbild fallen die drei Kirchtürme auf. Zuoberst im Dorf steht die Pfarrkirche St. Valentin mit der Dorflinde. Im Unterdorf sehen wir die spitztürmige gotische Spitalkirche zum Hl. Geist, einstmals einem Hospiz angeschlossen, und die Maria-Hilf-Kirche, eine private Stiftung des Freisassen Ulrich Pinggera aus Nauders, der die Kirche als Dank für Errettung aus Mörderhand und Feuersgefahr erbauen ließ.

Die Umgebung des Dorfes Nauders ist geprägt durch die sogenannte rätische Flur, die vielen Ackerterrassen, auf denen die Nauderer Bauern ihr Getreide anbauten. Dank des günstigen Klimas im Alpeninnern gedeihen hier bis in Höhen über 1.400 Meter noch Roggen, Gerste und Hafer. Nauders hat im langjährigen Schnitt nur 650 mm Jahresniederschlag.

Das Dorf zählt heute ca. 1.550 Einwohner. Der Tourismus bildet die Existenzgrundlage der Nauderer. In Hotels, Gasthöfen, Pensionen und Privatquartieren kommen über 4.000 Gäste unter. Zwei Drittel der Gästenächtigungen entfallen auf die Wintersaison. Ein gut ausgebautes Netz von Seilbahnen und Liften erschließt ein vielseitiges Schigebiet bis 2.800 Meter hinauf.